Vom Wissen, das Innovation schafft

Warum KI-Schulungen für Unternehmen essenziell sind und was jetzt und in Zukunft wichtig ist

Von: Markus Richter

Zweifellos war er ein Visionär, unbestreitbar gilt er als Technik-Vordenker. Und so sagte Steve Jobs einst: „Innovation ist die Fähigkeit, Veränderung als Chance zu sehen, nicht als Bedrohung“ – mit Blick auf das, was im Bereich künstlicher Intelligenz auf Unternehmen zukommt, durchaus eine Aussage, die Mut macht. Sofern die Innovation richtig gelebt wird.

„Die Veränderungen durch KI sind deutlich größer, als wir uns das momentan vorstellen“, meint Prof. Dr. Andreas Moring von der International School of Management in Hamburg, zugleich Gründer eines Instituts für Data Science, KI und Nachhaltigkeit. Moring ist momentan bundesweit als Experte gefragt, wenn es um Change-Prozesse durch Automatisierung und Digitalisierung geht. Bei der heise academy war er bereits in einer erfolgreichen Webinar-Serie zum KI-Management in Unternehmen zu sehen, außerdem in mehreren Videokurse für die academy-Lernplattform.

„KI ist kein Tool, kein einzelnes Programm, sondern ein grundlegendes Prinzip“ – eines, das vor allem Standardprozesse in Unternehmen ablösen werde. „Das trifft mehr oder weniger jeden Bereich, vor allem wenn es um das Erkennen, Zuordnen, Vergleichen, Prognostizieren und Optimieren geht.“ Jetzt sei laut Moring der richtige Zeitpunkt, um diese Veränderungen aktiv zu steuern, insbesondere mit Blick auf generative KI. So gewinnen die Teilnehmer in der aktuellen Webinar-Serie bei der heise academy umfassendes Fachwissen von maschineller Lernfähigkeit bis zur natürlichen Sprachverarbeitung. Der Experte zeigt anhand von Praxisbeispielen, wie Unternehmen Lösungen entwickeln und Prozesse optimieren können.

Auch wenn die KI-Welle gerade hochschwappt – neu ist das Thema nicht. Gerade im Bereich der professionellen IT spielt KI schon länger eine Rolle, etwa bei der Analyse großer Daten, beim Testen von Software, bei der Programmierung und dem maschinellen Lernen. KI kann monotone Tätigkeiten übernehmen. KI kann Echtzeit-Support bieten, Kundenverhalten voraussagen, Betrugsversuche erkennen. KI kann Cyberbedrohungen präziser identifizieren und vieles mehr, was Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschafft. Zahlreiche Kursangebote dazu gibt es bei der heise academy – auch alle Aufzeichnungen der Webinar-Serie KI-Management.

„Einfach mal die Nase in den Dreck stecken“

Schon seit über 20 Jahren beschäftigt sich Dr. Gerhard Heinzerling intensiv mit Softwareentwicklung und KI. Der Senior Data Scientist und Machine Learning Architect gibt ebenfalls Kurse bei der heise academy – unter anderem zu generativer Bildgenerierung. Heinzerling wirkt als Teil eines Expertenteams, das im Namen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bei Arineo in Göttingen daran arbeitet, Unternehmensprozesse mithilfe künstlicher Intelligenz zu optimieren. Sein Schwerpunkt neben der Bilderkennung: Knowledge-Mining, die Kombination intelligenter Dienste, um Muster aus umfangreichen Datenmengen zu gewinnen. „Als Unternehmen kann ich mir die Frage stellen, wie ich Kundendaten erlangen, kombinieren und aufbereiten kann“, sagt Heinzerling. Das im Forschungsprojekt entwickelte Tool etwa ist in der Lage, ein Firmenprofil in Echtzeit zu erstellen. Es durchforstet dafür eine Vielzahl an Quellen von Arbeitgeber-Bewertungsportalen bis zu den Social-Media-Accounts der Mitarbeiter. „So entsteht ein Stimmungsbild, sauber aufbereitet in einem Kundencockpit.“ Damit wiederum könnten datenbasiert relevante Business-Entscheidungen in bislang nur unsystematisch berücksichtigten Bereichen getroffen werden.

Der academy-Trainer hat vor allem eine Empfehlung an Unternehmen und deren Mitarbeiter: „Machen Sie Schulungen – und das so ehrlich und nüchtern wie möglich. Einfach mal die Nase in den Dreck stecken, um das Ganze wirklich zu verstehen.“ Denn während die IT-Transformation vorangetrieben werde, gebe es oftmals kaum Kapazitäten, um KI richtig zu implementieren. Dabei sei die gründliche Beschäftigung damit essenziell, sagt Heinzerling. Bestehende Prozesse sollten abgeklopft und hinterfragt werden. Denn Einsatzfelder gebe es zahlreiche, etwa in der Qualitätssicherung oder bei der Sicherheit. Heinzerling selbst hat sich einer Testgruppe für Microsoft Copilot angeschlossen. „Noch gibt es eine große Diskrepanz zwischen Werbeversprechen und Realität, aber bald wird das jeder so selbstverständlich wie Google nutzen“, zeigt sich der Fachmann überzeugt. Dann werde es wohl Routine, dass Copilot jede Mail vor dem Versenden noch einmal prüft.

In einer Studie befragt Heinzerlings Team gerade hunderte von Entwicklern zum Thema KI. „Viele lächeln nur müde darüber, andere sehen ihren Job aber durchaus gefährdet oder ihn sich zumindest stark verändern.“ Dazu tragen Tools wie Devin von Cognition Labs bei, das anhand eines einzigen Prompts komplette Programmieraufgaben übernimmt und dabei der Arbeit eines Menschen ähnelt: Devin codet, es debuggt und kompiliert. „Da hat Microsoft mit dem Multiagenten-System gleich nachgezogen“, sagt Heinzerling. „Wenn zehn GPTs miteinander diskutieren, ist das Ergebnis beispielsweise für das Konfliktmanagement erstaunlich.“

Schon jetzt bieten sich GPTs für den realen Einsatz an, sagt Fabio Basler. Der Data Scientist ist für ein großes Industrieunternehmen in der Datenanalyse tätig und produziert zudem regelmäßig Videokurse mit der heise academy. „Insbesondere in der erweiterten Version ChatGPT Plus schlummern enorme Potenziale.“ Klassische Office-Anwendungen ließen sich so optimal nutzen – und das bei großer Zeitersparnis. „Etwa bei Excel-Formeln, DAX-Codes oder Python-Skripten funktioniert die Technik sehr gut.“

Auch der Hamburger KI-Experte Andreas Moring macht noch einmal die Bedeutung dieser schnellen Change-Prozesse deutlich: Berufe mit Tätigkeitsschwerpunkten auf „Erkennen, Zuordnen und Vergleichen“ werden sich durch KI am stärksten verändern oder gar von KI abgelöst. Mit Blick auf den demografischen Wandel müsse Arbeit von Menschen auf Systeme und Maschinen umorganisiert werden. „Und wahrscheinlich werden neue Jobs entstehen, die wir heute noch gar nicht kennen.“

Mit dem positiven Ansatz, den einst Steve Jobs formulierte, kann das gelingen.

Über den Autor: Markus Richter

Mit Leidenschaft am Prozess und Freude am Ergebnis produziert Markus seit über zwei Jahrzehnten Medien in vielseitiger Form. Angefangen hat er als Volontär einer Tageszeitung. Er schreibt, fotografiert und filmt bis heute gerne. Nach vielen Jahren bei einem privaten Bildungsträger leitet Markus inzwischen bei der heise academy das Redaktions- und Content-Team. Der academy-Blog steht unter seiner redaktionellen Verantwortung.


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