stilistisches Bild mit mehreren Personen auf Pfaden, Boden sieht nach Land mit Fluss aus

Pixel for the People

Warum nachhaltige Unternehmen auf Upskilling in der IT setzen müssen

Von: Johanna Heise

Gezielte Weiterbildung in der IT ist heute weit mehr als eine Reaktion auf Fachkräftemangel – sie ist ein zentraler Hebel für nachhaltigen Unternehmenserfolg und gesellschaftlichen Fortschritt.

Wenn ich in Gesprächen mit IT-Teams und Führungskräften unterwegs bin, begegnet mir immer wieder die gleiche Frage: Was bedeutet Nachhaltigkeit in der Tech-Branche eigentlich – und wie können wir als Unternehmen und als Menschen dieser Verantwortung gerecht werden? Die meisten denken dabei zuerst an Umweltaspekte, an CO₂-Einsparungen und grüne Rechenzentren. Aber in meiner täglichen Arbeit – als Mitglied der Geschäftsleitung von heise medien und heise academy – erlebe ich, wie sehr echte Nachhaltigkeit auch von sozialer Verantwortung und kontinuierlicher Entwicklung der Mitarbeitenden lebt.

Für mich persönlich sind diese Themen eng verbunden. Mir war von Anfang an klar, dass nachhaltiger Erfolg nur möglich ist, wenn wir in Menschen investieren – nicht nur in Maschinen, Prozesse oder Tools. In einer McKinsey-Analyse stieg die Wahrscheinlichkeit, Top-Talente zu halten, bei Unternehmen mit starker „S“-Strategie um über 30 %1. Und gerade in der IT, wo Wissen schnell veraltet und Neues täglich entsteht, zeigt sich: Wer kontinuierliches Lernen nicht zur Priorität macht, verliert nicht nur Innovation, sondern auch Zukunftsfähigkeit.

Der Wandel der IT-Karriere: Vielfalt statt Einbahnstraße

Vor einigen Jahren war der Weg in die IT oft ziemlich gradlinig – Studium, Einstieg im Unternehmen, Karriereleiter nach oben. Heute erlebe ich das ganz anders: Da ist die Quereinsteigerin, die nach einer Banklehre als Entwicklerin durchstartet. Oder der Systemadministrator, der sich autodidaktisch in Cloud-Technologien eingearbeitet hat, weil das Projekt es verlangte. Studien bestätigen: Unternehmen setzen verstärkt auf Quereinsteiger:innen (23 %), Abbrecher:innen eines IT(-nahen) Hochschulabschlusses (17 %) und Menschen mit Dualer IT-Berufsausbildung (44 %)2. Vielfalt in den Teams ist heute Normalität – und das ist gut so. Unterschiedliche Hintergründe bringen neue Perspektiven, kreative Lösungen und Innovation.

Natürlich bringt diese Entwicklung auch Herausforderungen mit sich. Viele Unternehmen berichten mir, wie schwierig es geworden ist, offene IT-Stellen mit wirklich passgenauen Skills zu besetzen. Die klassische Karriereleiter bröckelt, und nicht jede:r Neue bringt die gleiche Tiefe im Spezialgebiet mit wie früher. Doch anstatt zu jammern, sehe ich darin eine Chance: Wenn wir gezielt in Weiterbildung investieren, können wir diese Vielfalt nutzen und echte Entwicklung ermöglichen – für Menschen, Teams und Unternehmen.

Skill-Gap als Realität – und als Chance

In meinen Gesprächen mit IT-Fachkräften höre ich oft Unsicherheit heraus: „Reicht mein Wissen noch für die Anforderungen von morgen?“ Die erforderlichen Qualifikationen für eine Stelle sind seit 2017 um 10 % YoY gestiegen3. Viele berichten von wachsenden Lücken zwischen dem, was sie können, und dem, was gefordert ist – sei es bei Cloud-Technologien, Security oder Künstlicher Intelligenz. Das Gefühl, immer wieder Neuland zu betreten, ist in der IT zur Norm geworden.

Hier zeigt sich für mich der eigentliche Kern nachhaltiger Weiterbildung: Damit ich unser Familienunternehmen langfristig zum Erfolg führen kann, ist Weiterbildung schlichtweg unumgänglich. Denn wir müssen technisch und auch von unseren Produkten mithalten, um in der Zukunft immer noch Marktführer zu sein. Es geht nicht darum, auf jede technische Modewelle aufzuspringen. Es geht um die Haltung, dauerhaft neugierig zu bleiben und Lernen als festen Bestandteil des Arbeitsalltags zu verstehen. Unternehmen, die diese Haltung fördern, sind langfristig widerstandsfähiger – und ihre Mitarbeitenden fühlen sich sicherer und wertgeschätzt.

Weiterbildung als soziales Versprechen und Wettbewerbsvorteil

Was mich besonders bewegt: Immer mehr ITler:innen verlassen Unternehmen nicht wegen besserer Gehälter, sondern weil sie sich wirkliche Entwicklung wünschen. In Bewerbungsgesprächen ist die Frage nach Learning-Angeboten heute Standard. Wer als Arbeitgeber hier keine überzeugende Antwort hat, wird es künftig immer schwerer haben, motivierte Talente zu halten oder zu gewinnen. 84 % der Befragten einer Haufe-Studie achten bei der Arbeitgeberwahl darauf, dass das Unternehmen Weiterbildung anbietet4.

Denn Weiterbildung ist weit mehr als ein Recruiting-Argument. Sie ist ein Versprechen: „Wir trauen dir Entwicklung zu und investieren in dich.“ Das schafft Bindung, Zufriedenheit und eine Kultur, in der Mitarbeitende bleiben – weil sie spüren, dass ihr Wachstum gewollt und gefördert wird. Und: Unternehmen, die diese Kultur leben, sind agiler, innovativer und nachhaltiger – ökonomisch, sozial und kulturell. 94 % der Beschäftigten bleiben länger in der Firma, wenn der Arbeitgeber in ihre berufliche Entwicklung investiert5.

Lernen als Haltung: Wie Führungskräfte den Wandel prägen

Als Führungskraft weiß ich: Lernkultur beginnt oben. Es reicht nicht, auf der Startseite des Intranets ein Weiterbildungsportal zu verlinken. Mitarbeitende spüren sehr genau, ob lebenslanges Lernen wirklich gewollt ist – oder nur als Pflichtübung abgehakt wird.

Ich habe die besten Erfahrungen damit gemacht, wenn Führungskräfte selbst Lernende bleiben. Mitarbeiterbeteiligung und -engagement steigen um 40 %, wenn Führungskräfte stärker eingebunden sind und selbst regelmäßig an Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen6. Das kann ein gemeinsamer Online-Kurs im Team sein, eine offene Feedbackrunde zu neuen Technologien oder das bewusste Freimachen von Zeit für Weiterbildung. Wer als Vorbild vorangeht, sorgt dafür, dass Lernen Teil der DNA wird – und dass Mitarbeitende den Mut haben, ihre Komfortzone zu verlassen.

Praxisnahe Weiterbildung: Was wirklich wirkt

Genau an diesem Punkt setzen wir mit der heise academy an. Unser Anspruch ist, Weiterbildung so flexibel und praxisnah wie möglich zu gestalten. Nicht jedes Unternehmen kann seine Mitarbeitenden für Wochen in Trainings schicken – und nicht jede:r lernt auf die gleiche Weise. Darum setzen wir auf eine Mischung aus On-Demand-Kursen, Live-Events und interaktiven Formaten, die sich in den Alltag integrieren lassen.

Wichtig ist mir dabei: Weiterbildung darf kein Selbstzweck sein. Sie muss an den wirklichen Herausforderungen der Teams ansetzen – an den Projekten, den neuen Technologien, den konkreten Anforderungen. Und sie muss Austausch ermöglichen: Lernen findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern im Dialog mit anderen, mit Expert:innen, mit Peers. Erst so wird Wissen lebendig und im Unternehmen verankert.

Weiterbildung als strategische Aufgabe – und als Einladung zum Mitgestalten

Wer heute nachhaltig und erfolgreich sein will, kommt an gezieltem Upskilling nicht vorbei. Das ist keine kurzfristige Pflichtübung, sondern eine strategische Investition in Menschen, Innovation und Zukunftsfähigkeit. Und es ist ein gesellschaftlicher Auftrag: Wir gestalten die digitale Transformation – und dabei zählt jede:r Einzelne.

Mein Appell an dich, ob als Führungskraft oder Teammitglied: Nutze die Möglichkeiten zur Weiterbildung, fordere sie ein, gestalte sie aktiv mit. Schaffe Raum für Lernen, teile Wissen großzügig und sei offen für neue Perspektiven – auch jenseits des eigenen Fachgebiets. So schaffen wir gemeinsam Unternehmen, die nicht nur technologisch an der Spitze bleiben, sondern auch für ihre Mitarbeitenden und für die Gesellschaft Mehrwert stiften.

Die Zukunft gehört den Lernenden. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass wir sie aktiv mitgestalten – pixel for the people, Wissen für die Gesellschaft!

1 McKinsey | 2 weforum.org | 3 Gartner | 4 Haufe | 5,6 pisco-smart.com


Windrad in orange und blau auf blauem Untergrund

Nachhaltigkeit durch Künstliche Intelligenz

Lerne Kennzahlen und KI-Tools kennen, um Nachhaltigkeit in eurem Unternehmen effizient zu messen und zu fördern. KI-Experte Prof. Dr. Andreas Moring erklärt, wie du dabei strukturiert vorgehen und welche gesetzlichen Vorschriften du beachten musst. Du bekommst praktisch anwendbares Wissen an die Hand, das du zum Abschluss in Quizfragen überprüfen kannst.

Profilbild Johanna Heise, junge Frau mit langen dunklen Haaren in blauem Blazer

Über die Autorin: Johanna Heise

Johanna Heise (Jg. 1999) ist Head of Brand & Culture bei heise und CEO bei heise ventures sowie Geschäftsführerin der Heise Knowledge GmbH. Seit Mai 2023 verantwortet sie das Employer‑ und Dachmarken‑Branding bei heise, seit März 2024 die Venture‑Investments. Zuvor beriet sie bei KPMG und Simon‑Kucher. Sie studierte Management an der WHU (B.Sc.) und an der ESCP Business School (M.Sc.) in London, Berlin und Madrid, mit Fokus auf Familienunternehmen, internationales Management sowie Sales & Marketing.


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